Duale Ausbildung ist der Königsweg in eine sichere Zukunft
HIBB

16.05.2022 Eine duale Ausbildung ist der Königsweg in eine sichere Zukunft

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz hielten Arbeitsagentur, Handwerks- und Handelskammer, DGB und UV Nord ein Plädoyer für die duale Berufsausbildung. Sie riefen Jugendliche, Eltern sowie Lehrkräfte dazu auf, sich zu informieren und beraten zu lassen. Allein in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer gibt es aktuell rund 1.200 freie Lehrstellen und mehr als 370 Praktikumsplätze



Hamburg, 16. Mai 2022 – Die städtischen Ausbildungspartner warben heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz für den Berufseinstieg über eine duale Ausbildung.

In der gemeinsamen Pressemitteilung heißt es:

Professor Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung, spricht von einer Fachkräftekatastrophe, die bundesweit auf das Handwerk zukommt. Aber auch Handel, öffentlicher Dienst, Gesundheitswesen, kleine und mittlere Unternehmen, ja sogar große, weit über Hamburgs Grenzen hinaus bekannte Großunternehmen, müssen sich derzeit erkennbar nach der Decke strecken, wenn es um die Gewinnung von Nachwuchskräften geht.

Die aktuelle Lage auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt bestätigt diese Einschätzung durchaus, ist aber differenzierter zu betrachten: Einerseits übertrifft das diesjährige Ausbildungsangebot mit 7.900 gemeldeten Ausbildungsstellen den Vorjahreswert um fast 300, aber im Vergleich zu dem Vor-Corona-Jahr 2019 fehlen über 1.700 (18%) Lehrstellen in Hamburger Betrieben. Andererseits ist es auf der Bewerberseite noch drastischer: Im April zählte die Arbeitsagentur fast 5.300 Ausbildungsbewerbende, das sind 800 oder 13,2 Prozent unter dem Vorjahresergebnis 2021. Im Vergleich zum April 2019 ist die Lücke noch größer: Ein Minus von 1.786 oder 25,0 Prozent.

„Trotzdem gibt es für Schulabgehende mit dem ersten allgemeinen oder mittleren Schulabschluss derzeit gute Ausbildungsangebote in Hamburg, oft mit der Möglichkeit, parallel an der Berufsschule ihren nächsthöheren Schulabschluss zu erzielen“, so die Beobachtung der Hamburger Ausbildungspartner*innen und vieler Unternehmen. Die weiter ausführen: „Abiturient*innen hingegen unterschätzen ihre exzellenten Chancen auf attraktive, anspruchsvolle und lukrative Ausbildungsberufe. Nicht wenige steuern leichtfertig ein Studium an, dem sie dann doch nicht folgen wollen oder können. Zweifelsfrei eine wichtige Erfahrung, aber ein Studienabbruch kann auch zu persönlichem Frust führen. Zudem steigt der Druck sich dem persönlichen Umfeld zu erklären und einen passenden Berufs- oder Ausbildungseinstieg zu finden.“

„Mit Blick auf die Corona-Pandemie gab es zwei Jahre eine erhebliche Unsicherheit bei jungen Menschen, die ihre persönliche Berufswahl zu treffen hatten. Diese Zeit bessert sich merklich, auch wenn unsere Zahlen das noch nicht abbilden“, räumt Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Hamburg, auf der gemeinsamen Ausbildungs-Pressekonferenz mit wichtigen Partner*innen des Hamburger Ausbildungsmarktes klar und deutlich ein. Denn so Fock weiter: „Die Gründe und Herausforderungen der nächsten Monate und Jahre dürften sich jedem sofort erschließen: Innerhalb der nächsten sieben Jahre verlassen 73.400 Fach- und Führungskräfte aus Altersgründen Hamburger Unternehmen, innerhalb der nächsten zwölf Jahren sind es sogar 176.500. Branchenübergreifend gilt es diese Lücken auch mit Nachwuchskräften zu ersetzen. Ein sehr starkes Argument, jetzt mit einer Ausbildung zu beginnen, um sofort als Fachkraft und später vielleicht als Führungskraft zu arbeiten!“

Gleichzeitig, so zeigen es die nachfolgenden Ausführungen der Hamburger Ausbildungspartner, müssen Hamburger Betriebe sehr viel mehr in ihre duale Berufsausbildung investieren. „Ich möchte besonders Abiturient*innen und auch unterstützende Eltern ansprechen, die zwischen Studium und Berufsausbildung schwanken, seit Monaten jobben oder bald ihr Gap-Year beendet haben: „Gerade Ihr werdet gebraucht! In der Hamburger Wirtschaft gibt es attraktive, anspruchsvolle und vielfältige Ausbildungsangebote, die gut bezahlt werden und sehr gute Karrieremöglichkeiten eröffnen.“ Bis zu den Sommerferien bietet unsere Berufsberatung über 3.000 Beratungstermine für alle Hamburger Jugendlichen an, die ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz in diesem Jahr nutzen wollen“, wirbt Fock für diese hilfreiche Dienstleistung. 

Bildungssenator Ties Rabe

Bildungssenator Ties Rabe: „Mit einer Ausbildung können Hamburgs Schülerinnen und Schüler das Fundament für ihre berufliche Zukunft legen. Nach der Berufsausbildung stehen dann viele Wege offen: entweder die Arbeit im Betrieb als gefragte Fachkraft, oder eine interessante Weiterbildung zur qualifizierten Fachkraft, oder sogar die Selbstständigkeit im Unternehmen. Liebe Schülerinnen und Schüler, nutzen Sie Ihre Chance. Bewerben Sie sich um einen der noch freien Ausbildungsplätze, den es aktuell sicher auch in Ihrem Wunschberuf gibt. Ich appelliere ebenfalls an die Hamburger Betriebe: Bieten Sie jungen Menschen diese Chance, stellen Sie Auszubildende ein und finden Sie so Ihre Fach- und Führungskraft von morgen! So sichern Sie jungen Menschen einen gelungenen Berufseinstieg – und Hamburg eine solide wirtschaftliche Zukunft.“

Prof. Norbert Aust, Präses der Handelskammer Hamburg:

„Viele Unternehmen sehen auch in diesen Krisenzeiten in der Berufsausbildung einen entscheidenden Beitrag, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. So wird vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe, das in der Folge der Corona-Pandemie unter Fachkräfteabwanderung leidet, wieder mehr ausgebildet. In anderen Branchen wie dem Handel, Versicherungsgewerbe und bei den technischen Berufen fehlen hingegen Auszubildende. Entscheidend ist jetzt, Jugendliche und Unternehmen besser zu vernetzen, damit die fast 2.000 freien Ausbildungsplätze über den Sommer noch besetzt werden können. Hierfür führen wir am 15. Juni wieder ein digitales Speed-Dating mit über 60 Unternehmen durch.“

Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg:

„Eine duale Ausbildung ist der Königsweg in eine sichere berufliche Zukunft. Sie ist zudem ein ganz wesentlicher Teil des Auswegs aus der Fachkräftekrise. Wir Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kammern, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften wissen das. Vor allem aber muss es in die Köpfe und Herzen jener jungen Menschen gelangen, die dieser Tage vor der Entscheidung stehen, welchen Weg sie nach der Schule einschlagen wollen. Im Handwerk haben sie glänzende Aussichten auf eine krisenfeste berufliche Zukunft und sinnstiftendes Arbeiten. Handwerk ist Every Day for Future. Unsere Betriebe melden rund 1.200 freie Lehrstellen und mehr als 370 freie Praktikumsplätze. Liebe Schülerinnen und Schüler, macht euch auf den Weg ins Handwerk. Die Arbeit macht Spaß und Ihr werdet gebraucht!"

Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord:

„‘Wer die Wahl hat, hat die Qual!‘ Persönliche Erfahrungen helfen enorm auch bei der richtigen Entscheidung für den Einstieg in das Berufsleben. Ein freiwilliges Praktikum ist dafür ein bedeutender Schlüssel zum Erfolg! Daher sollten junge Menschen für die Entscheidung, welcher Weg in das Berufsleben der passendste für einen persönlich ist, immer Erfahrungen in einem Praktikum sammeln. Es ist nie zu spät Berufe und die Arbeitswelt kennenzulernen – auch noch für das Ausbildungsjahr 2022! Ich appelliere daher auch an die Unternehmen auf dem Weg aus der Pandemie die Türen für Praktikantinnen und Praktikanten weit zu öffnen und Ausbildungsplätze anzubieten. Für die jungen Erwachsenen bestehen auch nach einer abgeschlossenen dualen Ausbildung vielschichte Karrierechancen. Wichtig ist aber auch den ersten Schritt in Richtung berufliche Zukunft zu gehen.“

Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg:

„Es gibt viele gute Gründe für Hamburger Unternehmen, jetzt in die Ausbildung junger Menschen zu investieren. Denn klar ist: Die aktuelle Ausbildungstätigkeit der Betriebe reicht bei Weitem nicht, um dem Fachkräftebedarf etwas entgegen zu setzen. Da ist es unverständlich, dass im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau immer noch rund 1.800 Ausbildungsplätze, ganze 18 Prozent, fehlen. Um junge Menschen gut auszubilden, muss man investieren – aber es lohnt sich! Diese Chance und Verpflichtung darf die Wirtschaft nicht verstreichen lassen und stattdessen deutlich mehr qualitativ hochwertige Ausbildungsplätze anbieten!“

Gabriele Braun-Herzog, HR Business Partner & HR Governance, Hermes Schleifmittel GmbH:

„Für Hermes als zukunftsorientiertes Industrieunternehmen steht die Förderung unserer Auszubildenden an zentraler Stelle. Neben einer qualitativ hochwertigen Ausbildung, die wir sowohl klassisch als auch in Form eines dualen Studiums anbieten, sind uns der Ausbau der individuellen Stärken und eine gute Vorbereitung für den weiteren Berufsweg unserer Nachwuchskräfte wichtig.“

Pressekontakte: 

Informationen der Handwerkskammer für Schulabgängerinnen und Schulabgänger: www.ausbildung-hamburg.de