Housewarming 2021

10.09.2021Onlinetagung Housewarming 2021 Spezial: Handwerk und Planer auf Wasserstoff-Technologie vorbereitet

Die Innovationsveranstaltung mit rund 200 Teilnehmenden, bei der die Gebäudeheizung mit Wasserstoff im Fokus stand, hat gezeigt, dass Handwerker und Planer für klimaneutrale Energieträger offen sind



Hamburg, 10. September 2021 – Wasserstoff (H2) kommt: Bereits bis 2025 will Gasnetz Hamburg Teile der Industrie an sein 60 Kilometer langes Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz HH-WIN anschließen. Auch für Gewerbebetriebe und erste Wohngebäude birgt das Netz für grünen Wasserstoff große Klimaschutzpotenziale. Um sie konsequent zu nutzen, haben sich heute rund 250 Fachleute aus dem Handwerk, Planerinnen und Planer sowie Multiplikatoren über die kommende H2-Wirtschaft in der Hansestadt informiert. Im Rahmen der Fachtagung housewarming2021 Spezial des Zentrums für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) der Handwerkskammer und der Gasnetz Hamburg GmbH erhielten sie Informationen aus erster Hand von Referenten der Wärme Hamburg, Gasnetz Hamburg, der BDI Umwelttechnik und des Heizungsherstellers Viessmann.

Handwerkskammer-Präsident Hjalmar Stemmann betonte: „Grüner Wasserstoff wird die Energieversorgung Hamburgs in den nächsten Jahren nachhaltig verändern. Gemeinsam mit den Innungen macht sich unser Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik auf den Weg, Hamburger Handwerkerinnen und Handwerkern im Elbcampus das nötige Know-how im Umgang mit neuen H2-Technologien zu vermitteln, damit Wasserstoff auch in Gewerbebetriebe und perspektivisch ebenso in private Haushalte gelangen und dort genutzt werden kann.“

Michael Eggenschwiler, der als Vorsitzender der Wasserstoff-Gesellschaft Hamburg bei der Veranstaltung sprach, betonte: „Das große Potenzial von H2 ist mittlerweile auf norddeutscher, Bundes- und EU-Ebene angekommen und mit konkreten Wasserstoff-Strategien unterlegt. Die Politik legt bei der Förderung der H2-Entwicklung endlich den Turbo ein. Als Wasserstoff-Gesellschaft freuen wir uns sehr, dass auf dem Weg in die Wasserstoffwirtschaft jetzt auch die wichtigen technischen Detailthemen beherzt angegangen werden.“

Michael Dammann, technischer Geschäftsführer bei Gasnetz Hamburg, unterstreicht: „Die Startposition Hamburgs beim Einstieg in grünen Wasserstoff ist ideal. Jetzt brauchen wir fähige Fachleute, um für unsere Industrie, für das Gewerbe und für die Menschen in unserer Stadt die optimalen Lösungen zu schaffen, damit unser Klima zügig von der neuen Energie profitiert. Die Handwerkskammer und das ZEWU sind dabei für uns wichtige Kompetenzpartner.“

Dammann hatte in seinem Vortrag den neuesten Planungsstand beim Aufbau des H2-Netzes HH-WIN vorgestellt. Demnach liegt der als erstes gebaute Abschnitt rund um den Großelektrolyseur, mit dem die Wärme Hamburg GmbH und ihre Projektpartner am früheren Kraftwerksstandort Moorburg grünen Wassersstoff produzieren wollen. Ab 2025 soll das Netz dann weiter wachsen, um zügig die energieintensiven Industrieunternehmen im Hafengebiet erreichen zu können.

Christoph Cosler, Fachbereichsleiter Strategie und Unternehmensentwicklung bei Wärme Hamburg, hatte zuvor die Details des Elektrolyseprojekts am Energiestandort Moorburg erläutert. Um eine besonders hohe Effizienz bei der H2-Produktion zu erreichen, soll die Abwärme der Elektrolyseanlage direkt ins Hamburger Fernwärmenetz eingespeist werden. So profitierten auch die Wärmekundinnen und -kunden von der grünen Energie, die von Windkraftwerken als Strom nach Hamburg geleitet werden soll.

Eine weitere Option für grüne Gebäudewärme aus Wasserstoff zeigte Marco Henel auf, Teamleiter Power-to-Gas beim gastechnischen Institut DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH in Leipzig: Bestehende Gasnetze können demnach mit überschaubarem technischen Aufwand als reine Wasserstoffnetze oder zum Transport von Erdgas mit Wasserstoffzumischung betrieben werden. Benjamin Zander, Projektleiter Anlagen und Netz bei Gasnetz Hamburg, schilderte in seinem Vortrag die Erfahrungen des städtischen Netzbetreibers mit der Mix-Option: Die in Bergedorf erprobte Beimischung von Wasserstoff in das Erdgasnetz zeige schon jetzt, dass mit leicht modifizierten bestehenden Heizkesseln und BHKWs ein Mischbetrieb mit H2 möglich sei. In einzelnen Netzgebieten erlaube dies einen klimafreundlichen Weiterbetrieb von Erdgasgeräten mit H2-Beimischungen. Das mySMARTLife-Förderprojekt läuft noch bis 2022 und wird wissenschaftlich von der HAW begleitet.

Bei Viessmann, dem Anbieter für Klimalösungen, ist der Wasserstoff-Mischbetrieb von Gas-Brennwertthermen seit Jahren ein Entwicklungsthema. Wie Joachim Arnold, Fachreferent für Gasbrennwert Heizgeräte und Brennstoffzellen des im hessischen Allendorf (Eder) ansässigen Unternehmens, erläuterte, sind Viessmann Geräte seit diesem Jahr serienmäßig mit einem Wasserstoff-Anteil von bis zu 30 Prozent einsetzbar. Arnold empfahl dem Handwerk, Haushalte umfassend zu beraten, denn mit Wasserstoff-geeigneten Geräten sei die Investition in eine neue Heizung auch zukunftssicher. Aktuell entwickle der Hersteller auch „H2-ready“-Heizgeräte, die mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden können. Damit seien Hamburger Haushalte dann auch vorbereitet für einen Anschluss an das geplante Wasserstoffnetz HH-WIN.

„Für die erfolgreiche Transformation unserer Energieversorgung brauchen wir den intensiven Austausch aller Akteure“, hatte Kai Hünemörder, Leiter des ZEWU und Organisator der gemeinsamen Veranstaltungsreihe mit Gasnetz Hamburg, bereits zum Start der Veranstaltung betont. „Nur wenn wir bei den reinen Wasserstoffnetzen weiterkommen und der Übergang auf eine hohe Beimischungsquote von grünem Wasserstoff gelingt, wird Gas weiter eine zentrale Rolle bei der Gebäudewärme spielen können. Neben der Unterstützung effizienter Wärmepumpen kommt es jetzt darauf an, Erdgas zunehmend durch klimaneutrales Gas zu ersetzen.“

Medienkontakte:

Gasnetz Hamburg
Bernd Eilitz, Pressesprecher, Tel.: 40-23 66-3507, Mobil: 0151-6106 3352, bernd.eilitz@gasnetz-hamburg.de

Handwerkskammer Hamburg
Christiane Engelhardt, Tel.: 040-35905-227, christiane.engelhardt@hwk-hamburg.de