
16.09.2025„So entsteht keine Akzeptanz für mutige Klimapolitik“
Auf Grundlage einer von der Vollversammlung der Handwerkskammer Hamburg beschlossenen Resolution nimmt der Präsident der Handwerkskammer Hamburg, Hjalmar Stemmann, Stellung zum „Hamburger Zukunftsentscheid“, über den am 12. Oktober abgestimmt wird
Hamburg, 16. September 2025 – Das Hamburger Handwerk schlägt einen anderen Weg zur Klimaneutralität als die Initiative „Hamburger Zukunftsentscheid“ vor. Das hat die Vollversammlung der Handwerkskammer Hamburg am 16. Juni in einer Resolution beschlossen. Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann: „Hamburgs Weg führt zur Klimaneutralität. Daran gibt es nichts zu rütteln. Das Handwerk macht die Klimawende technisch erst möglich. Umso mehr sagen wir: Der Weg zur Klimaneutralität muss in der Praxis funktionieren. Die Initiative Zukunftsentscheid hat gute Absichten – aber die allein reichen nicht. Einiges von dem, was die Initiative Zukunftsentscheid durchsetzen will, funktioniert praktisch nicht. Maßnahmen wie ein festgeschriebener linearer CO₂-Reduktionspfad oder kurzfristige Sofortprogramme außerhalb der parlamentarischen Kontrolle – das führt an der betrieblichen Realität vorbei, erzeugt Verunsicherung und riskiert wirtschaftlichen Schaden. So entsteht keine Akzeptanz für mutige Klimapolitik. Ich persönlich werde deshalb mit `Nein´ stimmen. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Hamburg hat eine Resolution zu Vorschlägen für eine Verschärfung der Hamburger Klimaziele beschlossen, die einen realistischen, gangbaren Weg einfordert.“
Hintergrund
Am 12. Oktober 2025 stimmt Hamburg über den sogenannten Zukunftsentscheid ab. Ziel ist es, das Klimaschutzgesetz zu verschärfen und die Klimaneutralität Hamburgs bereits bis 2040 – statt wie bisher geplant bis 2045 – gesetzlich zu verankern. Der Vorschlag sieht einen festen, jährlich linearen Reduktionspfad der CO₂-Emissionen vor. Bei Zielverfehlung soll der Senat kurzfristig ein „Sofortprogramm“ beschließen.
Das Hamburger Handwerk bekennt sich ausdrücklich zum Ziel der Klimaneutralität. Doch es warnt davor, Klimapolitik an der betrieblichen Realität vorbei zu gestalten. Die Handwerkskammer hat daher in einer Resolution konkrete Alternativen vorgeschlagen:
- Statt starrer Jahresziele: Ein flexibler CO₂-Reduktionspfad, der große technische Meilensteine (z. B. Kohleausstieg Fernwärme 2030 oder U5-Ausbau) berücksichtigt und Planungssicherheit für Betriebe schafft.
- Statt kurzfristiger Sofortprogramme: Verlässliche und langfristig angelegte Investitions- und Förderprogramme, die wirtschaftliche Belastungen vermeiden und betriebliche Umsetzung ermöglichen.
- Realistische Zeitplanung: Ambitioniert, aber machbar – auf Basis vorhandener Fachkräfte, Technik und Finanzierung.
- Klimaschutz mit Augenmaß: Wirtschaftliche Auswirkungen müssen mitgedacht werden.
- Demokratische Mitgestaltung: Klimapolitik braucht parlamentarische Kontrolle und Beteiligung der betroffenen Branchen – nicht nur schnelle Verordnungen.
Das Handwerk steht bereit, den Wandel aktiv mitzugestalten – aber auf einem tragfähigen Fundament, das nachhaltige Lösungen statt symbolischer Schnellschüsse ermöglicht.