Übernehmer*innen im Handwerk
Nachfolgelotsen

Betriebsübernahmen im HandwerkFünf Übernehmer*innen im Portrait

Die Lebensgeschichten, Berufswege und Hintergründe ihrer Übernahmegründungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Was die hier versammelten Übernehmer*innen eint, ist die Freude, unabhängig zu sein und ein Unternehmen nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln.



Kevin Wahlen
Handwerkskammer Hamburg/Photo Schomburg



Kevin Wahlen (32)

Zur Autosattlerei ist Kevin Wahlen über einen Freund gekommen: Zuerst waren es vor allem die handwerklichen und kreativen Aufgaben, die ihn daran begeisterten. Es erfüllt ihn mit Stolz, Oldtimer wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Wahlen war acht Jahre in seinem Betrieb beschäftigt, ehe ihn sein damaliger Chef fragte, ob er nicht Lust habe, den Betrieb zu übernehmen. Der junge Handwerker war zu diesem Zeitpunkt frisch verheiratet und nahm die Frage mit in die Flitterwochen. Er hatte schon einmal ein Übernahmeangebot bekommen und sich seitdem mit dem Thema beschäftigt.  Eine Neugründung kam für ihn nicht infrage: „Es gibt in Hamburg einfach zu viele etablierte Sattler. Da neu einzusteigen ist sehr schwierig und riskant. So habe ich jetzt den guten Ruf der „Autosattlerei Hanemann“ als Rückhalt, aber muss dem natürlich auch gerecht werden.“

Nach reifer Überlegung entschied Wahlen sich gemeinsam mit seiner Frau für die Übernahme des Betriebs. Mithilfe der Betriebsberatung der Handwerkskammer Hamburg schrieb er einen Businessplan, klärte finanzielle Fragen und machte sich auf die Suche nach einem neuen Betriebsstandort: Der alte Vermieter hatte dem Betrieb gekündigt. „Eigentlich wollte ich den Betrieb später übernehmen, aber durch den Umzug kam es dann schon Anfang 2019 dazu.“ Wahlen freut sich, dass auch die Stammkunden mitgezogen sind und er bereits neue Kunden aus der Nachbarschaft gefunden hat.

Aref Shahin

Projektleitung Hamburger Nachfolgelotsen

Tel. 040 35905 - 435

Fax 040 35905 - 44435

aref.shahin--at--hwk-hamburg.de

nachfolgelotsen@hwk-hamburg.de



 




Tipp von Kevin Wahlen

„Zur Kammer gehen und fragen, fragen, fragen. Egal wie doof man sich vorkommt, die haben alles noch so Komische schon gehört und helfen gerne! Und wenn man sich bei einem Berater nicht verstanden fühlt, einfach nach einem Wechsel fragen. Das ist keine Beleidigung, sondern ganz normal. Das Menschliche muss stimmen.“

Inhaber der „Bernhard Hanemann-Autoinnenausstattung Sattlerei und Polsterei e.K." in Hamburg Lockstedt

autosattlerei-hanemann.de





Anna-Lena Nissen
Handwerkskammer Hamburg/Photo Schomburg

Anna-Lena Nissen (26)

Als Hamburgs jüngste selbstständige Raumausstatter-Meisterin kann sich Anna-Lena Nissens Lebenslauf sehen lassen: Nach ihrer erfolgreichen Gesellenprüfung als 3. Landessiegerin arbeitete sie einige Zeit im Raumausstatter-Betrieb „Sprungfeder“, ehe sie mit einem Begabtenförderungs-Stipendium in der Tasche ihren Meisterbrief machte. Parallel bestand sie ihren Studienabschluss an der Akademie für Gestaltung in Münster. Nach dieser anstrengenden Zeit arbeitete sie einige Zeit als angestellte Raumausstatter-Meisterin in einem großen Unternehmen bis der damalige Inhaber von „Raumausstatter Sprungfeder“ auf sie zukam und ihr eröffnete, dass er in Ruhestand gehen wolle und sie als Nachfolgerin im Auge habe.

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Nissen dachte darüber intensiv nach: „Als ich in mich reingehorcht habe, war mir schnell klar, dass ich den Betrieb übernehmen möchte. Es war schließlich schon lange mein großes Ziel, irgendwann mal einen eigenen Betrieb zu haben, in dem ich selbst die Richtung vorgebe und wo ich meine Vorstellungen umsetzen kann.“ Der gute Draht zu ihrem Vorgänger half ihr zwar bei der Entscheidung, die Unterstützung durch die Betriebsberatung der Handwerkskammer Hamburg war dennoch ein wichtiger Faktor bei der Übernahme. Für den damaligen Inhaber und Übernehmerin Nissen war es eine enorme Erleichterung, dass noch einmal jemand Neutrales die Bücher prüfte und die Betriebsübergabe begleitete: „Es musste sich keiner Sorgen machen, über den Tisch gezogen zu werden.“ Die Begleitung durch die Handwerkskammer war auch hinsichtlich der Finanzierung hilfreich: „Was den Businessplan angeht, war es für mich viel einfacher, das Vertrauen der Banken zu gewinnen und die Finanzierung der Übernahme am Ende über die IFB zu regeln.“

Der Altinhaber ist froh, dass sein Traditionsunternehmen weitergeführt wird und Anna-Lena Nissen profitiert davon, dass der Betrieb bekannt ist und sie neben einer Fertigungswerkstatt auch einen guten Kundenstamm übernehmen konnte.

Tipp von Anne-Lena Nissen

„Selbstbewusstsein haben, hinter dem stehen, was man macht, positiv denken und ein Stück von sich einbringen – und man braucht Drive, von nichts kommt nichts!“

Inhaberin von "Raumausstatter Sprungfeder" in Hamburg Alsterdorf.

sprungfeder.eu



Sven Morgenstern
Handwerkskammer Hamburg/Photo Schomburg

Sven Morgenstern (41)

Sven Morgenstern verbrachte einen Großteil seines Berufslebens als Azubi, Geselle und schließlich Meister in seinem Betrieb, eher er sich entschied, als Nachfolger in die Fußstapfen des alten Inhabers zu treten.

Schon als angestellter Meister verbrachte er mehr und mehr Zeit im Büro, übernahm viele klassische Aufgaben der Betriebsorganisation und später auch -führung. Das blieb auch seinem Chef nicht verborgen, der zu diesem Zeitpunkt bereits über den Ruhestand nachdachte. „Ich habe mich in die Buchhaltung eingefuchst und ein Jahr später auch offiziell den Betrieb übernommen. In der Zeit habe ich bestimmt viel geflucht, aber ich würde es wieder machen“, erzählt Morgenstern.

Erst musste er eine Übernahmevereinbarung mit dem alten Inhaber finden, die Bücher verstehen und die Finanzierung klären. Die Betriebsberatung der Handwerkskammer war ihm dabei eine große Hilfe. Gemeinsam mit einer Beraterin der Handwerkskammer Hamburg erstellte er einen Businessplan und dabei begann er auch über die Gestaltung seines Betriebs nachzudenken: „Mir wurde da erst so richtig bewusst, dass ich jetzt alleine darüber entscheiden kann.“

Mittlerweile hat Morgenstern eine klare Vision von der Zukunft. Mittelfristig will er aus dem Betrieb gemeinsam mit den 5 Mitarbeitenden und einem Partner ein Kollektiv machen, bei dem vieles anders läuft. Er möchte die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt wie vorher einführen, Verantwortung projektbasiert sowie gleichmäßig auf alle aufteilen und im Bau auf klimafreundliche Materialien setzen.

Tipp von Sven Morgenstern

Existenzgründer*innen ist zu raten, die Möglichkeit einer Übernahme in Betracht zu ziehen und dabei alles kritisch anzusehen: „Die Bücher ganz genau angucken, objektiv den Unternehmenswert ermitteln lassen und sich gerade am Anfang Beratung bei der Kammer holen. Das lohnt sich wirklich und verhindert eine Menge Stress.“

Inhaber von "die Zimmerer GmbH" in Hamburg Altona.

diezimmerer.de



Katharina Curtius
Handwerkskammer Hamburg/Photo Schomburg

Katharina Curtius (52)

Katharina Curtius wuchs in Polen auf und kam mit 14 Jahren gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland. Die ausgebildete Zahntechnikerin arbeitete fast 30 Jahre in unterschiedlichen Betrieben, ehe sie sich entschloss, die Meisterprüfung abzulegen. Als frischgebackene Meisterin merkte Curtius schnell, dass sie unabhängig sein und eigene Entscheidungen treffen wollte: „Ich bin in der Abend- und Meisterschule über mich selbst hinausgewachsen – deswegen gibt es für mich jetzt nur noch eines: Chefin sein.“

Sie entschied sich bewusst zur Betriebsübernahme und gegen die Neugründung, da sie so bereits vorhandene Kapazitäten nutzen und Mitarbeiter übernehmen konnte. Der Weg zum eigenen Betrieb war für sie mit viel Verhandlungsgeschick verbunden: „Ich habe das Gefühl, dass es Betriebsinhaber*innen gibt, denen es sehr schwer fällt loszulassen.“ Geholfen hat ihr dabei die Betriebsberatung der Handwerkskammer Hamburg: „Das Team der Kammer hat sich das Ganze einfach neutral angesehen und auf Basis der Bilanzen den Wert des Betriebs eingeschätzt. Dann wusste ich, was der Betrieb wirklich wert ist.“ Sie ist froh, in ihrer neuen Rolle als Betriebsinhaberin eigene Vorstellungen und Pläne umsetzen zu können.

Tipp von Katharina Curtius

„Rückgrat ist wichtig und dass man erkennt, wenn man Beratung braucht. Man muss im Sturm stehen können, denn manchmal sind die Böen ganz schön stark.“

Inhaberin von "Dental-Labor Selig GmbH" in Hamburg Harburg.

selig-dentallabor.de





Thilo Paul
Handwerkskammer Hamburg/Photo Schomburg

Johannes Thilo (40) & Christian Paul (49)

Manche Dinge gelingen einfach besser zu zweit: Mit ihrer Tischlerei Gurali zeigen die beiden Tischler Johannes Thilo und Christian Paul, dass eine Betriebsübernahme nicht nur allein, sondern auch im Team wunderbar funktioniert – vor allem, wenn man sich schon lange kennt. Vor mittlerweile 20 Jahren, im Jahr 2001, trat Christian Paul seine erste Anstellung als Meister an und Johannes Thilo war einer seiner Azubis. Eine vertrauensstiftende Zeit, wie sich heute zeigt.

Während Paul sich 2004 selbstständig machte und lange Zeit als Einzelkämpfer an Projekten arbeitete, führte Thilos Weg nach Meistertitel und Technischem Betriebswirt in die Welt der Megayachten. Doch vermisste er die direkte Nähe zum Handwerk und der Wunsch, selbstständig zu arbeiten, wurde gleichzeitig immer stärker.

Thilo beriet sich mit seiner Familie, engen Freunden und seinem einstigen Chef, Guido R. Lißewski: „Ich wollte seine Einschätzung der Marksituation und hinsichtlich genereller Perspektiven im Handwerk hören. Herr Lißewski aber bot mir gleich an, 50 Prozent seines Betriebes zu übernehmen und mittelfristig seine Nachfolge anzutreten.“ Nach eingehender Beratung mit einer Betriebsberaterin der Handwerkskammer und den Einschätzungen eines befreundeten Wirtschaftsprüfers entschied sich Johannes Thilo zur Übernahme.  Vor fünf Jahren übernahm er 50 Prozent der Tischlerei Gurali und vereinbarte gemeinsam mit dem alten Inhaber, wann die übrigen 50 Prozent übergeben werden: Ende 2020. Wie es der Zufall so wollte, entschied sich Christian Paul ungefähr zum Zeitpunkt der Übernahme der restlichen 50 Prozent, seine Selbstständigkeit aufzugeben. Durch einen gemeinsamen Kollegen kamen Paul und Thilo wieder ins Gespräch und merkten, dass sie immer noch gut miteinander harmonieren.

Tipp von Christian Paul

„Wer einen Betrieb übernimmt, sollte Leidenschaft für die Sache mitbringen und sich bewusst machen, dass „Übernehmen“ bedeutet, selbstständig zu sein – und dadurch auch mehr zu arbeiten als Angestellte. Es sind schon viele Aufgaben, aber es macht unheimlich viel Freude, selbst gestalten zu können“.



Tipp von Thilo Paul

„Ich kann nur empfehlen, sich die Bücher und Substanz des Betriebs gut anzugucken, eine Bewertung durch die Kammer vornehmen zu lassen und sich zu trauen. Auch wenn es am Anfang eine hohe Investition ist, halte ich das Risiko bei einer Übernahme für viel kalkulierbarer als bei einer Neugründung! Schließlich hat man neben belastbare Zahlen schon Faktoren, wie eine Position im Markt, einen Ruf und den Kundenstamm, auf die man aufbauen kann.“

Inhaber von "Gurali GmbH" in Hamburg Stelligen.

gurali.de



Und welchen Betrieb übernimmst du?

Das Hamburger Handwerk hat gegenwärtig ein beachtliches Übernahmepotential. Damit bestehen für dich gute Aussichten, den Weg in die Selbständigkeit auf einer kalkulierbaren Grundlage zu gehen.
Wann also übernimmst du einen Betrieb? Als Nachfolgelotsen für das Hamburger Handwerk unterstützen wir dich dabei. Wir können einen Betrieb für dich finden und deine Betriebsübernahme begleiten.



Unsere Leistungen:

  • Planung der Betriebsübernahme
  • Finden eines geeigneten Betriebs zur Übernahme
  • Moderation bei der Kaufpreisverhandlung
  • Orientierung über Kredit- und Förderprogramme
  • Businessplanerstellung und Finanzierungsplanung
  • Fragen zu Übertragungsformen und zur Vertragsgestaltung
  • Begleitung des Betriebsübergangs
  • Vernetzung mit wichtigen Partnern


Übernehmer*innen-Schmiede Workshops 2023
canva.com

Übernehmer*innen-Schmiede - Workshops rund um die Betriebsübernahme

In den eintägigen Workshops der „Übernehmer*in­nen-Schmiede“ erhalten Teilnehmende das praktische Handwerks­zeug, um einen Betrieb strukturiert zu übernehmen und ihn auch in Zukunft erfolgreich zu führen. Die Inhalte sind spezifisch auf die Bedürfnisse junger Handwerkerin­nen und Handwerker zugeschnitten. Praxisnähe und Anwendbarkeit sind dabei das A und O. Vorhandenes Wissen aus den Meisterkursen wird aufge­frischt und individuell bestehende Wissenslücken geschlossen. Außerdem haben Teilnehmende neben dem Kompetenzaufbau die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und zu vernetzen.

Besonders attraktiv: Die Teilnahme an den Workshops ist kostenlos! Eingeladen sind alle, die eine Übernahme planen oder bereits im Übernahmeprozess stecken. Aber auch selbstständigkeitsaffine Handwerkerinnen und Handwerker sowie Personen mit kaufmännischem Hintergrund, die sich eine Übernahme perspektivisch vorstellen können, sind willkommen.



Jetzt kostenlos anfordern: Übernahmeplaner im Posterformat

In der Übernahme- bzw. Gründerphase eines Betriebs ist es wichtig, den Überblick zu behalten. Dabei hilft unser Planer im Kanban-Stil. Er verbessert deinen Workflow, macht die Erfolge sichtbar und steigert deine Motivation.

Die Kanban-Methode wurde ursprünglich bei einem japanischen Automobilhersteller entwickelt. Im Mittelpunkt steht das Kanban-Board, das wir hier an die Bedürfnisse angehender Übernehmer*innen angepasst haben.

Nachfolgelotsen Kanban-Poster
Shutterstock/Cipariss & Bongkarn Graphic

Um deinen persönlichen Übernahmeplaner als Poster zu erhalten, schick uns einfach eine E-Mail mit deinem Namen und deiner vollständigen Adresse an: nachfolgelotsen@hwk-hamburg.de

Die kostenlose Lieferung erfolgt, so lange der Vorrat reicht. Eure persönlichen Daten werden über den Versand hinaus nicht gespeichert oder anderweitig genutzt.





Wollen Sie Ihren Betrieb an die nächste Generation weitergeben?

Vielleicht sind Sie in der umgekehrten Situation und haben den Gedanken, Ihren Betrieb in absehbarer Zeit an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu übergeben.

Aref Shahin

Projektleitung Hamburger Nachfolgelotsen

Tel. 040 35905 - 435

Fax 040 35905 - 44435

aref.shahin--at--hwk-hamburg.de



Förderung: Das Projekt „Nachfolgelotsen für das Hamburger Handwerk“ wird  von der Freien und Hansestadt Hamburg finanziert. Laufzeit: 31. Dezember 2025


Hamburg Behörde für Wirtschaft und Innovation