Automechanikerin wechselt in ihrer Reparaturwerkstatt einen Reifen an einem Auto
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05.05.2025Ausbildung 2025: Hamburg wirbt für berufliche Bildung und mehr Frauen im Handwerk

Städtische Ausbildungspartner informieren zur Lage auf dem Lehrstellenmarkt und rufen junge Schulabgänger dazu auf, die Chancen einer dualen Ausbildung zu nutzen. Handwerkskammer stellt neues Angebot für weibliche Auszubildende vor

Hamburg, 5. Mai 2025 – Mit Blick auf den diesjährigen Ausbildungsstart berichteten Agentur für Arbeit, Behörde für Schule und Berufsbildung, Handwerkskammer, Handelskammer, UV Nord sowie DGB Hamburg in den Räumen des Hamburger Klavierbauers Steinway & Sons über die Situation auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt und zeigten die Chancen einer dualen Ausbildung auf.

Pressekonferenz: Sönke Fock, Ksenija Bekeris, Sascha Schneider, Hjalmar Stemmann, Dr. Philipp Murmann, Tanja Chawla, Dr. Cliff Rehr; Klavierbauer Jonte Friedrichsen
Von links: Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hamburg; Ksenija Bekeris, Hamburgs Senatorin für Schule und Berufsbildung; Sascha Schneider, Vizepräses der Handelskammer Hamburg; Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann; Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord; Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg; Dr. Cliff Rehr, Director Human Resources Steinway & Sons; Klavierbauer Jonte Friedrichsen



Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann: „Für junge Leute mit Lust am Machen und Gestalten ist das Handwerk die Chancenbranche Nummer eins. Die Aussicht, unter den aktuell rund 1.120 in unserer Lehrstellenbörse für 2025 verzeichneten freien Ausbildungsplätzen das richtige Sprungbrett ins Berufsleben zu finden, ist sehr hoch. Die Bewerberberatung in der Handwerkskammer erhöht zudem erheblich die Chance auf eine erfolgreiche Ausbildung – weil wir gezielt darauf achten, dass persönliche Fähigkeiten und Wünsche der Bewerberinnen und Bewerber mit den Anforderungen des Berufsprofils und den Vorstellungen der Betriebe im jeweiligen Gewerk zusammenpassen.

Und wir setzen alles daran, dass insbesondere junge Frauen die vielfältigen Möglichkeiten im Handwerk erkennen und ergreifen: Seit Anfang Mai bündelt unsere Koordinierungsstelle für Frauen im Handwerk alle vorhandenen Unterstützungsangebote und ergänzt sie – etwa durch spezielle Coachings, Mentoringprogramme und Netzwerkveranstaltungen für weibliche Auszubildende. Handwerk ist ein echter Chancenbringer für alle, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen und Sinn in ihrer Ausbildung sowie künftigen Tätigkeit suchen.“

Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Hamburg: „Die aktuellen Zahlen auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt zeigen deutlich mehr junge Menschen (+18,3 % zum VJ auf 5.967 Bewerbende), die sich für eine Ausbildung interessieren – gleichzeitig ist das Angebot an Ausbildungsstellen zurückgegangen (-7,8 % zum VJ auf 8.358 Stellen). Eine Entwicklung dieser Art ist neu. Seit Corona gab es in jedem Jahr einen Stellenzuwachs; seit 2023 auch wieder bei den Bewerbenden. Besonders vom Rückgang betroffen sind das Gastgewerbe und die öffentliche Verwaltung/ Versicherung/ Verteidigung. Auch wenn es noch mehr angebotene Stellen als Bewerbende gibt, führt u.a. der Rückgang dazu, dass viele Jugendliche trotz Engagement und Motivation bislang keinen Platz finden konnten. Für diese jungen Menschen geht es um mehr als nur eine Stelle – es geht um ihren Einstieg ins Berufsleben und die Chance auf eine stabile, selbstbestimmte Zukunft.

Umso wichtiger ist es, dass wir ihnen Perspektiven eröffnen und sie in dieser entscheidenden Phase nicht allein lassen.

Auf beiden Seiten – bei den Jugendlichen wie auch bei den Unternehmen – gibt es Potenzial. Erfahrungsgemäß werden bis August noch weitere Ausbildungsstellen gemeldet. Damit Bewerbende und Betriebe zusammenfinden, ist es unser aller Aufgabe, sie zu beraten, zu begleiten und zu unterstützen: Unternehmen sollten weiterhin Ausbildungsplätze anbieten, auch wenn die Realisierung im Betrieb Herausforderungen mit sich bringen könnte. Und wir sollten jungen Menschen weiterhin Mut machen, alternative Berufe oder -wege in den Blick zu nehmen, die vielleicht nicht sofort auf ihrer Wunschliste stehen. Aber langfristig gute Chancen bieten.

Die Herausforderung ist da – mit Engagement und Offenheit kann sie zu einer Chance werden und dem Fachkräftemangel gleichzeitig nachhaltig begegnen.“

Ksenija Bekeris, Hamburgs Senatorin für Schule und Berufsbildung: „Hamburgs Jugendliche haben gute Chancen auf eine sichere berufliche Zukunft – denn unsere Stadt bietet eine große Vielfalt an Ausbildungsplätzen. Mein Appell an alle jungen Menschen: Nutzt Eure Möglichkeiten! Probiert Euch in Praktika aus, entdeckt Eure Stärken und lernt Berufe und Betriebe kennen. Die Jugendberufsagentur (JBA) unterstützt Euch dabei mit Rat, Infos und Orientierung. Mit der Weiterentwicklung zur JBA 2.0 gehen wir noch früher und gezielter auf Jugendliche zu, direkt in der Schule und in ihrem Alltag. Ob duale Ausbildung, vollschulische Angebote wie die Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz (SPA) oder – wenn es mit einem betrieblichen Ausbildungsplatz nicht sofort klappt – die Hamburger Berufsqualifizierung mit Ausbildungsgarantie: Wir lassen niemanden zurück. In Hamburg soll jede und jeder den Weg in den Beruf finden – individuell, verlässlich und mit Perspektive.“

Sascha Schneider, Vizepräses der Handelskammer Hamburg: „Die Lage auf dem Hamburger Arbeitsmarkt ist angespannt, denn viele Unternehmen suchen händeringend nach Auszubildenden, die sie als Fachkräftenachwuchs dringend benötigen. Der Fachkräftemangel ist eines der größten Geschäftsrisiken. Hier müssen wir dringend gegensteuern. Die Duale Ausbildung ist ein entscheidender Hebel. Wir begrüßen daher, dass die neue Koalition die Stärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Koalitionsvertrag als zentrales Thema benennt. Dafür ist es entscheidend ist, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam die Berufsorientierung Jugendlicher weiter stärken und die Vermittlungsbemühungen in Ausbildung intensivieren.”

Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord: „Auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten, ist und bleibt die duale Ausbildung für die jungen Menschen das Fundament für den Einstieg in ein erfülltes Berufsleben. Dem Fachkräftemangel können wir nur erfolgreich begegnen, wenn die Unternehmen die Vielfalt und Chancen der dualen Ausbildung aufzeigen und sich in der Ausbildung der Fachkräfte von morgen engagieren. Einer der Gelingensfaktoren ist die Berufsorientierung durch Praktika bzw. persönliches Erleben. Wenn Schülerinnen und Schüler aktiv im Betrieb „Wirtschaft“ erleben, gelingt der Übergang von der Schule in den Beruf häufig wesentlich besser. Ich rufe die Unternehmen sowie Schülerinnen und Schüler auf weiterhin aktiv aufeinander zu zugehen. Nur gemeinsam können wir erfolgreich sein!“ 

Tanja Chawla, Vorsitzende des DGB Hamburg: „Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in Hamburg nimmt weiter stetig ab. Hier braucht es noch stärkere Anstrengungen, um dem hausgemachten Fachkräftebedarf entgegen zu wirken. Ein Ausbildungsanreiz, welcher politisch verankert werden muss, ist die Ausbildungsplatzumlage. Dadurch profitieren jene Unternehmen über einen Fonds, die heute noch ausbilden und es zahlen jene ein, die sich selbst nicht mehr in der Ausbildung von Nachwuchskräften engagieren.“

Dr. Cliff Rehr, Director Human Resources Steinway & Sons: „Für Steinway & Sons ist die Ausbildung im eigenen Betrieb ein zentraler Bestandteil der Unternehmensverantwortung – nicht nur, um unseren hohen Qualitätsanspruch langfristig zu sichern, sondern auch, weil wir überzeugt sind: Wissen, Können und Haltung lassen sich am besten im echten Arbeitsumfeld vermitteln.

Die Zahl der Bewerbungen bewegt sich auf einem moderaten Niveau. Was uns jedoch zunehmend herausfordert, ist, dass viele Bewerberinnen und Bewerber die fachlichen Voraussetzungen für die anspruchsvolle Ausbildung – insbesondere im handwerklichen Bereich – nicht vollständig mitbringen. Gerade um jungen Menschen die Perspektiven und den Wert einer betrieblichen, dualen Ausbildung näherzubringen, beschreiten wir bewusst neue Wege: Mit einer erweiterten Präsenz auf digitalen Kanälen, gezielten Social Media-Kampagnen und vielfältigen Praktikumsangeboten schaffen wir Zugänge und machen die Inhalte und Chancen einer Ausbildung bei Steinway & Sons erlebbar.

Die duale Ausbildung – besonders im Handwerk – bietet ein starkes Fundament für eine berufliche Zukunft mit Sinn und Perspektive. Damit dieses Potenzial von jungen Menschen erkannt und ergriffen wird, braucht es nicht nur engagierte Ausbildungsbetriebe. Auch Schulen, Eltern, Berufsberatungen und Netzwerke sind gefordert, gemeinsam Orientierung zu geben und die Vielfalt beruflicher Wege sichtbar zu machen. Berufsorientierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe – und nur gemeinsam können wir die nächste Generation gut auf ihre Zukunft vorbereiten.“

Handwerkskammer Hamburg

Christiane Engelhardt

Pressesprecherin

Tel. 040 35905 - 227

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