Ausstellung „Handwerk im Gepäck. Geflüchtete aus der DDR und in der Gegenwart“
Handwerkskammer Hamburg

26.09.2023Ausstellung „Handwerk im Gepäck. Geflüchtete aus der DDR und in der Gegenwart“ eröffnet

Geschichten von Flucht und Geflüchteten aus der DDR und in der Gegenwart erzählt die Wanderausstellung „Handwerk im Gepäck“ –  erstmalig aus Anlass der Hamburger Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto „Horizonte öffnen“, präsentiert von der Handwerkskammer Hamburg. Sie findet vom 27. September bis 10. Oktober 2023 im Elbcampus der Handwerkskammer in Harburg statt. Der Eintritt ist frei

Hamburg, 26. September 2023 – Im Beisein von Staatsrat Tim Angerer, Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann und geladenen Gästen die feierliche Ausstellungseröffnung der Wanderausstellung „Handwerk im Gepäck. Geflüchtete aus der DDR und in der Gegenwart“ im Elbcampus eröffnet. Von morgen, 27. September, bis zum 10. Oktober ist sie bei freiem Eintritt täglich von 8 bis 20 Uhr für alle Interessierten geöffnet.

Im Rahmen der Hamburger Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto „Horizonte öffnen“ präsentiert die Handwerkskammer Hamburg erstmalig die Wanderausstellung, die künftig noch an weiteren Standorten in der Hansestadt zu sehen sein wird. Das Projekt wurde gemeinsam von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, dem Informationszentrums zur innerdeutschen Grenze „Grenzhus Schlagsdorf“ und der Handwerkskammer in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg (Projekt Unsichtbare Orte) sowie dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam realisiert und mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert.

Die Ausstellung legt ihren Fokus bewusst auf Handwerkerinnen und Handwerker und damit einen bisher wenig beachteten Aspekt der Fluchtbewegungen aus der DDR und aus anderen Ländern: Im Mittelpunkt steht eine wissenschaftlich reflektierte Auswahl von Einzelporträts und -schicksalen von Menschen, die im Handwerk tätig sind oder waren. Vier aus der DDR stammende Personen blicken retrospektiv auf ihr Leben. Vier Personen aus Afghanistan, Sudan, Syrien und der Ukraine, die zum Teil erst vor Kurzem nach Deutschland gekommen sind, erzählen von ihren Zielen. Wie schwer das Ankommen in einem neuen Land sein kann, veranschaulichen stellvertretend die Erlebnisse zweier Handwerker, die sich nach einer erfolgreichen Flucht aus der DDR in Westdeutschland nicht zurechtfanden und trotz drohender Repressalien wieder in ihre Heimat zurückkehrten.

Bei der heutigen Ausstellungseröffnung erzählte die gelernte Hamburger Maurerin und Ingenieurin Andrea Rugbarth persönlich stellvertretend für alle nach Hamburg geflüchteten Handwerkerinnen und Handwerker ihre Geschichte: Sie ist 30 Jahre alt, als die DDR sie und ihren Mann Klaus 1987 zu zehn Monaten Haft verurteilt. Sie hatten 1985 einen Ausreiseantrag gestellt, weil sie als Selbstständige keine Perspektive in dem Land sahen. Freunde, Verwandte und Nachbarn wenden sich von den wegen Staatsverleumdung verurteilten politischen Häftlingen ab. Die Bundesrepublik kauft die beiden 1988 frei. Sie entscheiden sich, in Hamburg ein neues Leben aufzubauen und übernehmen einen Handwerksbetrieb in Langenhorn. Andrea Rugbarth engagiert sich gesellschaftlich und politisch, wird 2008 in die Bürgerschaft gewählt und setzt sich bis heute aktiv für die Belange der ehemaligen Häftlinge und Verfolgten in der DDR ein.

Die Geschichte von Nawin Kumar, der im Alter von sechs Jahren im Jahr 1995 mit seinen Eltern vor den Taliban aus Afghanistan flieht, ist auf einer der Stelen im Elbcampus zu lesen. Kumars Familie zählt zur nicht-muslimischen Minderheit, die verfolgt und zur Konvertierung gezwungen wird. Ihr gelingt die Flucht nach Deutschland. Kumar lernt und arbeitet sich zum bundesweit besten Gesellen im Edelsteinfasser-Handwerk hoch, bekommt ein Stipendium für die Meisterschule. Heute ist er in seinem Traumberuf in Hamburg selbstständig. Er sagt: „Es gab Steine im Weg, aber ich bin da angekommen, wo ich hinwollte.“

Für Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann ist es eine Herzensangelegenheit, im Jahr des 150. Jubiläums der Handwerkskammer und aus Anlass des Tags der Deutschen Einheit besonders auch Hamburger Handwerker und Handwerkerinnen mit Flucht- und Migrationsgeschichte sichtbar zu machen: „In dieser Ausstellung verbinden sich Botschaften, Erinnerungen, Träume, Gewissheiten und Unsicherheiten auf unterschiedlichste, aber stets ganz individuelle Art und Weise – und dabei immer geprägt von drei Begriffen, die alles miteinander verbinden: Deutschland, Hamburg, Handwerk. Mit Anerkennungsberatungen sowie Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen leistet die Handwerkskammer ihren Beitrag für eine starke Integrationsleistung im Hamburger Handwerk, wie es sie in kaum einer anderen Branche gibt. Ich bin dankbar, dass es uns und unseren Partnern in der Sozialbehörde, der Arbeitsagentur und dem Hamburg Welcome Center immer wieder gemeinsam gelingt, Zuwanderer in die Hamburger Arbeitswelt zu integrieren, damit sie in unserer Stadt Fuß fassen können und in ihr schließlich eine neue Heimat finden. Diese Ausstellung lenkt endlich den Fokus auf die vielen Menschen, die im Hamburger Handwerk angekommen sind.“

Tim Angerer, Staatsrat der Sozialbehörde betont: „Hinter jeder Flucht steckt ein bewegendes Schicksal. Den Betroffenen zuzuhören, kann ein besseres Verständnis für die tatsächlichen Schwierigkeiten der Migrantinnen und Migranten mit sich bringen. Wir wollen ihnen helfen und insbesondere bürokratische Hürden abbauen. Denn um den Bedarf der Handwerksbetriebe decken zu können, müssen wir auch das Potenzial der Menschen mit Migrationshintergrund ausschöpfen und sie durch Beratung und individuelle Qualifizierung unterstützen.“ 

Besonders möchten wir Sie auf diese beiden Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung aufmerksam machen:

  • 04.10.2023, 18 Uhr: Hamburger Helfer für DDR-Flüchtlinge. Das Hilfswerk der „Helfenden Hände“ und die „Flüchtlingsstarthilfe“ im Stasi-Visier – Vortrag und Gespräch mit Dr. Volker Höffer, Außenstellenleiter des Stasi-Unterlagen-Archivs in Rostock

  • 10.10.2023, 18 Uhr: Goldener Boden im Sozialismus? Privates Handwerk in der Planwirtschaft der Honecker-Ära – Vortrag und Gespräch mit Dr. Alexia Pooth und Prof. Dr. Thomas Schaarschmidt vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam    

Christiane Engelhardt

Pressesprecherin

Tel. 040 35905 - 227

presse--at--hwk-hamburg.de



„Handwerk im Gepäck. Geflüchtete aus der DDR und in der Gegenwart“

Ausstellung:  27. September bis 10. Oktober 2023

Öffnungszeiten:  täglich außer sonntags von 8 bis 20 Uhr
am 3. Oktober ist die Ausstellung geöffnet

Eintritt: kostenfrei

Wo: Elbcampus Kompetenzzentrum
Zum Handwerkszentrum 1
21079 Hamburg

Web: Elbcampus Kompetenzzentrum



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