Bewohnerparken - Wo bleibt das Quartiershandwerk?
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21.07.2022Bewohnerparken - Wo bleibt das Quartiershandwerk?

Handwerksbetriebe rund um die Osterstraße machen sich Sorgen, weil ihr Viertel bald Bewohnerparkgebiet werden soll. Nur wenn alle betriebsnotwendigen Fahrzeuge am Betriebssitz parken dürfen, könne eine Abwanderung verhindert und die gelebte Vielfalt im Quartier erhalten bleiben, sagen sie. Die Handwerkskammer brachte Betriebe und Politik zum Dialog zusammen



Hamburg, 21.07.2022

Beim gestrigen Vor-Ort-Termin im Osterstraßenquartier ließen sich Vertreterinnen und Vertreter der Handwerkskammer, der Hamburger Bürgerschaft und der Eimsbütteler Bezirkspolitik von den Sorgen der dort ansässigen Handwerksbetriebe berichten: „Wo sollen wir mit unseren betriebsnotwendigen Fahrzeugen denn hin, wenn unser Viertel Bewohnerparkgebiet wird?“

Diese Frage stellten ein Installateur, ein Tischler, ein Glaser und ein Rolladen- und Sonnenschutztechniker stellvertretend für die rund 250 betroffenen Handwerksbetriebe. Sie ist überaus berechtigt: Denn Betriebe gelten juristisch nicht als Bewohner und können deshalb auch regulär keine Parkausweise bekommen. Möglich sind Ausnahmegenehmigungen, die – wie die Praxis in anderen Bewohnerparkgebieten zeigt – aber leider eher restriktiv und in der Regel nur für weniger Fahrzeuge erteilt werden, als für die Sicherung des Betriebs am Standort notwendig wären.

Die Handwerkskammer appelliert deshalb nachdrücklich an die Stadt, erst einmal eine zielgruppenspezifische Lösung zu entwickeln, die den betrieblichen Bedarfen gerecht wird, bevor sie weitere neue Bewohnerparkgebiete einrichtet.

Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer Hamburg ordnet ein: „Bewohnerparkgebiete haben ihren Sinn – in der heutigen Form entfalten sie aber auch eine negative Lenkungswirkung, die Handwerksbetriebe aus den Quartieren vertreibt, dem Leitbild der nutzungsgemischten Stadt entgegenwirkt und die Stadt Gewerbesteuern kostet. Konterkariert werden zugleich verkehrs- und klimapolitische Ziele, weil eine Verdrängung der Betriebe in die Außenbezirke oder gar aus Hamburg heraus nicht weniger, sondern mehr Verkehr nach sich zieht. Im Masterplan Handwerk 2030 haben es Senat und Kammer gemeinsam festgeschrieben: Alle betriebsnotwendigen Fahrzeuge sollen am Betriebssitz im Bewohnerparkgebiet parken können. Dieser Zusage müssen jetzt schnell Taten folgen.“

Dass dies auch seitens der Stadt gewollt sei, bekräftigten denn auch die vor Ort anwesenden Politikerinnen und Politiker. Sie zeigten sich über alle Parteigrenzen hinweg aufgeschlossen und gesprächsbereit.

Jörg Ungerer, Leiter der Interessenvertretung bei der Handwerkskammer Hamburg, war vor Ort dabei und resümiert: „Wir wollten die anwesenden Hamburger Politikerinnen und Politiker über die persönlichen Gespräche mit Betroffenen für die Probleme des Handwerks beim Parken am Betriebssitz in Bewohnerparkgebieten sensibilisieren. Jetzt hoffen wir, dass ihre Eindrücke in die Ausgestaltung einer großzügigeren Genehmigungspraxis bei Ausnahmeanträgen von Gewerbetreibenden einfließen, damit die Betriebsstandorte im Quartier gesichert werden.“

 

Zum Vertiefen
Faktenpapier Bewohnerparkgebiete und Handwerk: Hintergründe, Fakten und Lösungsansätze zur Bewältigung des Parkproblems von Handwerksbetrieben in Bewohnerparkgebieten
Mitgliederbefragung Bewohnerparken im Osterstraßenviertel: Was halten Handwerksbetriebe vom geplanten Bewohnerparkgebiet?
NDR Hamburg Journal v. 20.07.2022: Handwerksbetriebe besorgt wegen Bewohnerparken in Eimsbüttel
NDR daily podcast Hamburg heute v. 20.07.2022: Was war heute los in Hamburg? Handwerkskammer und Politik im Dialog mit Handwerksbetrieben im geplanten Bewohnerparkgebiet rund um die Osterstraße in Eimsbüttel (ab Minute 04:17)

Teilnehmende:
Für das Handwerk: Handwerkskammer, Dirk Flenker (Flenker Sanitärtechnik), Fabian Dreyer (Tiko Allround-Tischlerei), Gaby Wockenfuß (Glaserei Peter & Michael Wockenfuß), Gordon Timm (Markisen Droste), Anne Effenberger (Bezirkshandwerksmeisterin Eimsbüttel), Michael Wunderlich (Bezirksmeister SHK, Eimsbüttel)

Für die Politik: SPD: Lars Pochnicht, MdHB (i.V. für Ole-Thorben Buschhüter, MdHB, verkehrspolitischer Sprecher; Ralf Meiburg (Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel), CDU: Silke Seif (MdHB, Wahlkreisabgeordnete), AfD: Dirk Nockemann, (MdHB, verkehrspolitischer Sprecher), Grüne: Robert Klein, Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel (i.V. für Gerrit Fuß, MdHB, verkehrspolitischer Sprecher), Linke: Peter Gutzeit, Mitglied der Bezirksversammlung Eimsbüttel (i.V. für Heike Sudmann, MdHB, verkehrspolitische Sprecherin)