Jahresschlussversammlung 2019 Tschentscher Stemmann Westhagemann
Jens Seemann

30.12.2019"Die Stadt braucht Handwerk - mehr denn je"

Auf der Jahresschlussversammlung 2019 macht Kammerpräsident Stemmann deutlich, wie eng die Zukunft der Hansestadt mit der des Handwerks verwoben ist - und fordert Handwerker-Parkzonen.



Hamburg, 30. Dezember 2019 – „2019 war ein starkes Jahr für ein starkes Handwerk“ resümiert Handwerkskammerpräsident Hjalmar Stemmann: mit der hervorragenden Ausbildungsleistung, dem ausgeprägten Qualitätsbewusstsein, den vielen guten Ideen und nicht zuletzt der aufgeschlossenen, konstruktiven Zusammenarbeit in und mit den Kammergremien und Innungen. In seinem ersten Jahr als Präsident habe ihn besonders der partnerschaftliche Dialog und die zielorientierte Geschlossenheit im Haupt- und Ehrenamt der Kammer beeindruckt. Diese wünsche er sich gleichsam für die Zusammenarbeit mit der Politik. Stemmann betont: „Große Ziele erreichen wir, indem wir gemeinsam viele kleine Schritte gehen.“

Auf der traditionellen Veranstaltung fordert der Kammerpräsident die anwesenden Spitzenpolitiker, unter ihnen Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, Wirtschaftssenator Michael Westhagemann sowie Vertreter der Bürgerschaftsfraktionen dazu auf, als Partner des Handwerks vollen Einsatz zu zeigen. Im ureigenen Interesse. Denn fest stehe: „Die Stadt braucht Handwerk – mehr denn je.“
Dabei sind es neben dem Fachkräfte-Delta, der Klimawende und der Digitalisierung vor allem standortpolitische Aufgaben, die Handwerk und Stadt im engen Schulterschluss miteinander angehen und meistern müssen.

Im Einzelnen:
Quartiersentwicklung muss das Handwerk im Blick behalten: „Hamburg soll endlich Ernst machen mit seinen selbst gesetzten städtebaulichen Grundsätzen.“ Der Senat darf das Handwerk nicht aus der Stadt vertreiben; auch etwas lautere Gewerke, die mehr Werkstattfläche benötigen, müssen Platz haben. Die Impulse und Erfahrungen des Handwerks müssen in die Stadtbauplanung einbezogen werden – im Bündnis für Quartiere etwa oder zum Beispiel ganz konkret bei der Gestaltung des Kleinen Grasbrook, wo ein neuer Handwerkerhof nach dem Vorbild der „Meistermeile“ als Lärmschutzriegel zwischen Wohnen und Hafen Sinn macht.

Flächen für Handwerk müssen bezahlbar bleiben. Mit Blick auf die Grundsteuerreform, die Anfang 2020 kommt und länderspezifisch ausgestaltet werden darf, mahnt Stemmann, sich bei der Berechnung nicht vorrangig am Wert, sondern an der Fläche zu orientieren: „Wenn die Grundsteuer für kleine und mittlere Betriebe unabsehbar steigt, weil Grund und Boden in Hamburg ohnehin schon so teuer sind, riskieren wir die erneute Abwanderung des Handwerks aus den Quartieren.“

Verkehrspolitik muss die Interessen des Handwerks berücksichtigen: „Ich erinnere daran, dass der Senat in seiner Verkehrsstrategie festgeschrieben hat, dass das Zurückdrängen des Autos den Wirtschaftsverkehr nicht verhindern, sondern verflüssigen soll,“ sagt Stemmann und fordert: „Auch in Experimentierzonen wie in Ottensen muss es rechtssichere Anlieger-frei-Lösungen geben. Mehr noch: Wenn Hamburg Zonen für Anwohner, für SwitchHamburg, für CarSharing sowie Ladestationen für Elektroautos und Taxistände einrichten kann – warum dann nicht auch Parkzonen für Handwerker im Einsatz?“ Am Ende seiner Jahresschlussrede überreichte Stemmann dem Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher symbolisch das erste Schild für eine Handwerker-Parkzone „als Anregung“.

Denn: Wie solle denn die Klimawende gelingen, wenn etwa eine neue energieeffiziente Heizungsanlage nicht mehr mit dem Transporter zum Kunden geliefert werden könne? Und wie, wenn nicht ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen, um die ambitionierten Maßnahmen des Hamburger Klimaplans umzusetzen? Diese Fragen stellt Stemmann und wendet sich an die anwesenden Politiker: „Wenn der Senat eine Sanierungsoffensive ausruft, flächendeckend Heizungsanlagen erneuern und Solartechnik verpflichtend machen will, muss er dafür auch eine Fachkräfteoffensive starten.“ Denn Klimawendetechniker, seien es SHK-Anlagenmechaniker oder Mechatronikerinnen für Kältetechnik, Elektroniker für Maschinentechnik oder Feinmechanikerinnen, sind rar: „Wir müssen noch viel mehr von ihnen ausbilden. Das braucht beste Berufsorientierung und eine echte Gleichwertigkeit der Bildungswege.“

Die Klimawende ist nur eines von vielen Beispielen, mit denen der Präsident verdeutlicht, wie eng die Entwicklung der Stadt mit der des Handwerks verwoben ist. Auch der ins Auge gefasste Masterplan Handwerk 2030 trägt dieser Tatsache Rechnung: „Ein Plan, in dem Handwerk und Politik die drängendsten Zukunftsfragen in den nächsten Jahren aufgreifen, einordnen und beantworten, ist ein Stabilisator, der inmitten des turbulenten Strukturwandels für Orientierung und Kontinuität steht.“

Orientierungshilfe bieten wird die Kammer auch im Wahlkampf. Im Januar finden vier Veranstaltungen „Hamburg wählt – Handwerk fragt“ statt. Parteien stellen ihre Positionen in den Bereichen Bildung, Fachkräftesicherung, Infrastruktur, Wirtschafts- und Umweltpolitik zur Diskussion. Die Reihe startet am 9. Januar mit „Nachwuchsgewinnung und Fachkräfte“, am 16. Januar „Gewerbeflächen und Verkehr“, am 23. Januar „Bedingungen für Kleinstbetriebe“ und am 28. Januar „Umwelt und Energie“ (über das Datum gelangen Sie zur Anmeldung).

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