Energieintensive Handwerksproduktion in Bäckereien
AMH

06.09.2022Hamburger Handwerk stark von Erdgas abhängig

Betriebsumfrage: Die meisten Hamburger Handwerksbetriebe sind in hohem Maße sowohl beim Heizen als auch in der Produktion von Erdgas abhängig und damit besonders von den Kostensteigerungen betroffen

Hamburg, 6. September 2022 – Um die negativen wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Energiekrise abzufedern, hat die Bundesregierung ein drittes Entlastungspaket beschlossen, das auch kleine und mittlere Betriebe in den Blick nimmt. Die Beschlüsse gehen vom Grunde her in die richtige Richtung, nehmen vielen Hamburger Handwerksbetrieben aber nicht die Angst vor dem Verlust ihrer Geschäftsgrundlage. Das Maßnahmenpaket alleine wird auch eine Bremswirkung auf die Investitions-, Beschäftigungs- und Ausbildungsbereitschaft im handwerklichen Mittelstand nicht verhindern können. Und: Die Gefahren, die eine kapazitäts- wie kostenmäßig instabile Gasversorgung sowohl bei den Lieferanten (z.B. Herstellung von Farb-Grundstoffen für das Maler- und Lackierergewerbe oder Stahlproduktion für die Metallbaugewerke) als auch in den energieintensiven Produktionsbetrieben des Handwerks (Beispiele siehe unten) mit sich bringen würde, bleibt weiterhin so real wie bedrohlich.

Wie abhängig das Hamburger Handwerk von Erdgas als Heiz- und Prozessenergie ist und wie schwierig sich etwa ein Fuel Switch gestalten würde, auch wenn einige Handwerksbetriebe einen solchen grundsätzlich ins Auge fassen, untermauert eine aktuelle Betriebsumfrage der Handwerkskammer.

Die wesentlichen Ergebnisse:

  • Zwei Drittel der Handwerksbetriebe sind bei der Heizung ihrer Betriebsräume/Werkstätten auf die Versorgung mit Erdgas angewiesen.
  • Jeder siebte Handwerksbetrieb in Hamburg benötigt Erdgas nicht nur zur Heizung von Betriebsräumen und Werkstätten, sondern ist auch in seiner Produktion von der Versorgung mit Erdgas abhängig.
  • Das sind insbesondere folgende Branchen/Gewerke: Lebensmittelhandwerke, vor allem Bäcker, Fleischer, Brauer (Backöfen, Koch- und Rauchanlagen, Brat-, Siede- und Gargeräte, Warmwasserbereitung, Sudhäuser) / Textilreinigungen (Wäschemangeln, Dampferzeuger, Wäschetrockner) / Metallbau, Metallverarbeitung und Metallveredelung (Schmelzöfen, Gussgeräte, Galvanik) / Tischler und Möbelbauer (Lackierkabinen, Trocknungsanlagen)

Alle diese Gewerke/Branchen stehen auch in B2B-Lieferketten, die vielfach systemrelevant sind.

  • Nur ein vergleichsweise geringer Anteil (16,1 %) der antwortenden Betriebe könnte seine gasbetriebenen speziellen technischen Anlagen überhaupt auf eine andere Energie umstellen bzw. durch entsprechende anders betriebene Anlagen ersetzen (Fuel Switch).
  • Eine Umstellung bzw. ein Austausch gasbetriebener Anlagen würde in den meisten Fällen längere Zeit brauchen: Nur knapp 40 % derjenigen, die rein technisch überhaupt einen Fuel Switch durchführen könnten, könnten das in wenigen Monaten bewältigen. Gut 60 % hingegen bräuchten dafür ein Jahr oder länger.