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20.04.2023Konjunktur im Handwerk stabil, doch Bürokratie belastet

Frühjahrsumfrage: Das Hamburger Handwerk befindet sich weiterhin in relativ guter wirtschaftlicher Verfassung. Die düsteren Erwartungen des vergangenen Herbstes haben sich nicht bestätigt

Hamburg, 20. April 2023 – Die Geschäftslage der Hamburger Handwerksbetriebe ist gegenwärtig stabil. Das zeigen die Daten der Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Hamburg. Während sich der infolge von Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg entstandene Materialmangel beruhigt und die für den Winter befürchteten Energieengpässe ausgeblieben sind, wird das Wirtschaftsgeschehen nunmehr vorwiegend durch steigende Zinsen und steigende Preise bestimmt. 

Für das Hamburger Handwerk lässt sich diesbezüglich eine moderate Lage feststellen, denn nur ein Drittel der Betriebe gibt an, die Preise für ihre Leistungen in den kommenden Monaten anheben zu wollen. Zwei Drittel gehen dagegen von stabilen Preisen für Handwerksleistungen aus. Das gilt jedoch nicht für alle Branchen. Im Lebensmittel- und im Gesundheitsgewerbe zeigt sich offenbar ein umgekehrter Trend, hier fassen derzeit fast 70 Prozent der Betriebe Preiserhöhungen ins Auge.

Beurteilung der aktuellen Geschäftslage

Anders als im vergangenen Herbst von den Betrieben erwartet, befindet sich das Hamburger Handwerk am Ende des 1. Quartals 2023 in stabiler wirtschaftlicher Verfassung: 46 Prozent der Handwerksmeister stuften ihre geschäftliche Situation als „gut“, weitere 40 Prozent als „befriedigend“ ein. Gegenüber der Vorbefragung im Herbst hat sich also nur eine geringe Veränderung ergeben. Zwar ist der Anteil der Handwerker, die eine schlechte Geschäftslage beklagen, von 9 auf 14 Prozent angestiegen. Dies lässt sich jedoch überwiegend aus der im Winterhalbjahr in vielen Handwerksberufen üblicherweise zu verzeichnenden Verringerung der Geschäftstätigkeit erklären.

Rückblick aufs Vorquartal: Entwicklung von Beschäftigten, Umsatz, Verkaufspreisen und Investitionen

Etwa zwei Drittel der Befragten geben an, dass die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorquartal gleichgeblieben ist. Per Saldo melden die Betriebe weiterhin etwa gleichhohe Zahlen über Entlassungen und Neueinstellungen. Allerdings muss hier nach Branchen unterschieden werden. Während das Ausbaugewerbe einen jahreszeitlich bedingten Rückgang der Beschäftigung verzeichnet, fällt ein Beschäftigungsrückgang im Kraftfahrzeug- und im Gesundheitsgewerbe auf.

Weiterhin eher negativ ist die Entwicklung bei den Umsätzen: Zwar haben fast 20 Prozent der Betriebe eine Umsatzsteigerung zu verzeichnen, doch stehen ihnen derzeit 40 Prozent der Befragten gegenüber, die gesunkene Umsätze beklagen. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen melden gleichgebliebene Umsätze. Der Anteil der Unternehmen, die eine gestiegene Auftragsreichweite angeben, ist im vergangenen Quartal auf 22 Prozent gestiegen (im vergangenen Herbst: 15 Prozent). Allerdings ist auch der Anteil derjenigen gestiegen, deren Auftragsreichweite abgenommen hat; er beträgt nunmehr 27 Prozent. 51 Prozent der Firmen melden eine unveränderte Lage.

Jeweils 49 Prozent der Handwerksbetriebe berichten, dass sie ihre Verkaufspreise im vergangenen Quartal erhöht bzw. stabil gehalten haben. Damit ist der Anteil derjenigen, die gestiegene Kosten an die Kunden weitergeben, seit der letzten Befragung um ca. 10 Prozentpunkte gesunken (zuvor rund 60 Prozent). Es ist allerdings fraglich, ob dies als Trendumkehr des allgemein zu verzeichnenden Preisanstiegs gedeutet werden kann. Wie eingangs erwähnt, sind die diesbezüglichen Erwartungen nach Branchen unterschiedlich und auch die sich derzeit abzeichnenden Lohnsteigerungen könnten zu einem weiteren Anstieg bei den Preisen für Handwerksleistungen führen.

Die Investitionsbereitschaft im Hamburger Handwerk zeigt sich weiterhin stabil. Nach wie vor geben rund zwei Drittel der Betriebsinhaber an, dass die Höhe ihrer Investitionen gleichgeblieben ist. Während bei der vorausgegangenen Konjunkturumfrage der Anteil derjenigen Unternehmen überwog, die ihre Investitionen eher verringert hatten, sind diese Anteile mit nun jeweils rund 18 Prozent gegeneinander ausgewogen.

Zuversichtlicher Blick in die Zukunft: Einschätzung von Geschäftslage, Beschäftigtenzahl, Umsatz, Verkaufspreisen und Investitionen für das nächste Quartal

Nach wie vor geht die Hälfte der Unternehmerinnen und Unternehmer im Hamburger Handwerk von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung auch in den kommenden Monaten aus. Eine Verschlechterung der Lage erwarten nur etwa 11 Prozent, während fast vier Mal so viele (nämlich 40 Prozent) eine Verbesserung erwarten. Diese optimistische Sicht zeigt sich auch bei den erwarteten Umsätzen und bei der Beschäftigung: 24 Prozent der Handwerksunternehmen planen Neueinstellungen, während nur noch 2 Prozent für ihren Betrieb eine sinkende Beschäftigung sehen (im vergangenen Herbst 8 und 13 Prozent). Bei den Investitionen ist dagegen eher nicht mit einer Steigerung zu rechnen. Etwa 16 Prozent der Betriebe wollen sie erhöhen, 12 Prozent dagegen reduzieren.

Nervenraubende Bürokratie

Im Rahmen der Konjunkturumfrage wurde den Hamburger Handwerkerinnen und Handwerkern auch die Frage gestellt, ob sie sich durch staatliche Bürokratie belastet sehen. Rund zwei Fünftel der Teilnehmer antworteten immerhin, dass die Situation im Ganzen erträglich ist. Die Mehrheit gab jedoch an, eine deutliche Belastung zu spüren. Die zahlreichen individuellen Antworten lassen erkennen, dass es insbesondere die Vielzahl der kleinen Anforderungen ist, die schließlich dazu führt, für die eigentliche Handwerksarbeit spürbar weniger Zeit zu haben.

Aktuell stehen dabei die elektronische Krankmeldung und die Arbeitszeiterfassung im Vordergrund. Diese Neuerungen bedeuten einen weiteren Anpassungsaufwand für die Betriebe. Wie den Aussagen zu entnehmen ist, wird die Digitalisierung nicht in allen Bereichen als Hilfe oder Entlastung gesehen. Auch sie bindet Zeit und führt mitunter zu neuen Kosten und einer Spirale von Anforderungen.

Daneben stehen viele Bereiche, in denen staatliche Verfahren nur schleppend laufen. Als Beispiele können hier Genehmigungen für Baustelleneinrichtungen und -betrieb oder auch die Beschäftigung von Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Ländern genannt werden.



Christiane Engelhardt

Pressesprecherin

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Konjunktur im Hamburger Handwerk

Q 1 - Bericht Frühjahr